neomii

Kapitel 8

- Kapitel 8 -

Flucht

Neue Gesichter,
die mich unterdrückten,
waren meine Richter
und ich wurde zur Verrückten
.

Langsam schlich sich etwas meine Venen zum Arm hinauf, wurzelte sich fest, bis es zum Herz hervorgedrungen war und es brennend und eiskalt zugleich wieder zum Schlagen brachte. Ich wollte schreien, doch kein Schrei drang durch meine Kehle hinaus ins Freie.
Als ich die Augen aufschlug, schloss ich sie direkt wieder, als mich grelles Licht blendete. Ich versuchte es erneut. Aus lauter Verschwommenheit wurde ein scharfes Bild. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen, ich fühlte mich noch zu schwach. Über mir waren seltsame Geräte, rechts von mir ein Monitor mit noch merkwürdigeren Symbolen darauf und auch ein Herzschlagmessgerät stand daneben. Vor mir war eine glänzend weiße Kachelwand und links ein großer Spiegel. Ich wusste, dass man mich beobachtete. Es kam mir bedrohlich vor.
Ich hörte von Weitem leise Stimmen, die von Mal zu Mal lauter und deutlicher wurden, bis schließlich eine Tür aufschwang, die ich vorher nicht bemerkt hatte.
Die zwei Männer, die eintraten, trugen weiße Kittel und schienen erfreut zu sein.
"Ohh Lucie, Sie sind erwacht! Das erfreut uns alle sehr! Wir dachten, Sie würden nicht wieder zurückkehren.", sagte der Linke, auf dessen Namensschild "Dr. Barick" stand. Aha na super, ärtzliche Behandlung.
Der Rechte blieb hinten an der Tür stehen und ließ keinen Ausdruck preis. Er stand dort wie eine steinerne Statue ohne Emotionen. Trotzdem stand auf seinem Namensschild: "Dr. Aniston"
Meine Augen ließen wieder von ihm ab und ich sah nun wieder zu Barick. Er lächelte wie ein Kind, dessen Schlammkuchen essbar war.
"Ich weiß, Sie kennen mich nicht", er sprach freundlich, "aber das sollte kein Problem sein. Wissen Sie, warum Sie hier sind, Lucie?"
"Nein", meine Stimme war heiser, meine Kehle trocken.
"Oh, möchten Sie ein Glas Wasser? Ich denke, unser Gespräch wird noch eine Weile dauern .."
Ohne auf meine Antwort zu warten, winkte er Aniston, der kurz darauf verschwand und genauso schnell mit einem Glas Wasser wieder auftauchte und es mir reichte. Danach verzog er sich wieder in seine Ecke. Wahrscheinlich hatten sie alles so vorbereitet, dass das Wasser schon vor der Tür stand.
Meine Finger waren noch steif, doch sie hielten das Glas fest genug, damit es nicht zu Boden fiel. Barick ließ meine Lehne per Knopfdruck aufrichten, sodass ich problemlos trinken konnte. Es kam mir vor, als hätte ich zum ersten Mal Wasser getrunken, doch dann flirrten wieder die Bilder meiner Abwesenheit zurück und ich erinnerte mich an den Geschmack von Wasser.
"Nun, Lucie, wie fühlen Sie sich?"
"Besser.", ich blieb schroff.
"Mhm, wissen Sie, wo Sie sich befinden?"
"Nein."
"Nun, wir befinden uns in einem Forschungslabor abseits von den Städten, tief im Wald. Hier befand sich früher ein Soldatenlager, es gab ein Massacker, als sie von Feinden entdeckt wurden. Ein einziges Blutbad. Es traute sich keiner mehr hierhin. Es hieß, es würde hier spuken, aber in Wirklichkeit wurden nur Monster durch den Geruch von Blut angelockt. Nach einigen Jahren haben wir uns hier niedergelassen. Keine Menschen, nur gruselige, hohe und schwarze Zäune, verdorrtes Land .. Wir sind völlig allein, der beste Ort für unsere Forschungen .."
Ich hörte ihm schweigend zu. Ich merkte an seiner Stimme, dass er sehr von sich selbst eingenommen war, doch ich sprach es nicht aus. Es war anstrengend, die Bilder für kurze Zeit wegzudrängen und seine Informationen im Gegenzug einzusaugen.
"Wissen Sie, in welche Richtung unsere Forschungen laufen, Lucie?"
"In welche?"
"Nun, wir expirimentieren mit Genforschung an einer bestimmten Art von Monstern, Lucie."
"Aha."
"Wie viele sind misslungen, soviele Körper zu schwach. Wir mussten sie alle leider liquidieren.", er seufzte.
Mich packte das Grauen, er hatte Menschenleben auf dem Gewissen. Ich wurde unruhig.
"Nun", fuhr er fort, "nur Sie haben es geschafft. Sie sind ein vollkommenes Werk gelungener Forschung .." Weiter ließ ich ihn nicht reden. Meine Venen brodelten und mein Blut kochte über vor Wut.
Ich versicherte mich kurz, ob ich bewegungsfähig war und befreite mich dann mit einem heftigen Ruck von den Geräten. Plärrend fielen sie auf den Boden. In einer Sekunde stand ich gerade vor Barick, packte seinen Hals und schleuderte ihn mit voller Kraft gegen den Spiegel, der in tausend Scherben zerfiel und mir einen Ausgang bereitete.
Zum ersten Mal zeigte Aniston Regung. Er war geschockt und wusste nicht, was er tun sollte. Das spürte ich genau. Ein Blick von mir und er lief die Tür hinaus. Ich sprang durch den nicht mehr existierenden Spiegel. Im Raum dahinter befanden sich zwei Personen. Sie zogen ihre Waffen, doch durch ein Wort meiner Gedanken fielen sie regungslos zu Boden. Tod.
Ich hechtete durch die Ausgangstür und den weißen Flur entlang. Hinter mir hörte ich Schreie: "Haltet sie! Sie darf nicht entkommen!"
Ich rannte, so schnell, dass man mich nicht schnappen konnte. Ich ging davon aus, dass man mich in dem Tempo nicht einmal sehen konnte. Ich erreichte eine Kreuzung von Fluren und mit einem Satz blieb ich stehen, welcher mein Fehler war. Ich fühlte einen Stich in meinem Rücken, ich lief noch ein Stück weiter, doch meine Gedanken verschwammen, sowie die Funktionen meines Körpers. Ich wurde schläfrig und fiel. Ich schlug hart auf dem Boden auf, es dröhnte noch lange in meinen Ohren, bis mein Körper schließlich wieder vollkommen nachgab und ich als Gefangene ins Nichts zurückkehrte.


 
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