neomii

Kapitel 3



Prinzessin

Du versuchtest keine halben Sachen,
gabst dir leise Befehle,
ließest mich im Herzen lachen
und erhelltest meine Seele.

Cedric hatte mir direkt eine Matratze aus dem nächstbesten Zimmer herausgekramt. Er schlüpfte hinein und kam nach geschlagenen fünfzehn Minuten mit hochrotem Kopf wieder zum Vorschein. Er grinste verlegen und ich konnte nicht anders als lauthals drauflos zu lachen. Ich wollte ihn lieber nicht fragen, welchem Aufwand er da entgegengekommen war und der witzigen Umstände wegen  war es auch nicht möglich.
Er platzierte sie auf der einzig freien Stelle. Nämlich neben dem TV-Tisch im Wohnzimmer. Wie auch all die anderen Räume war die Wohnung geschmackvoll eingerichtet. Der einzige Haken war die Ordnung. Überall waren DVD´s, Computer- und Nintendospiele und Zeitschriften verstreut. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er leise erschrak und schnell zwei Hefte unter das Sofa kickte. Ich konnte mir denken worum es sich handelte, sagte aber nichts.
In der Mitte des Raumes prankte eine schwarze Anlage mit riesigen Boxen. Na wenn das keinen guten Sound gab. Daneben lagen große und ganz sicher schwere Hanteln. Anscheinend trainierte er zwischen diesem Chaos, dort wo nun meine Matratze lag, und ließ sich dabei die Trommelfelder strappazieren. Die armen Nachbarn.
Ich bedankte mich jetzt etwas höflicher und er ließ mich allein, damit ich genug Ruhe bekam. Ich ließ mich auf die Matratze sinken und schaute mich noch einmal um, bevor ich mich hinlegte und die Nacht durchdöste.
In meinen Wachträumen tanzten die Bilder des vergangenen Tages und die Fragen, die sich hinter jedem enzelnen Ereignis verbargen. Sie waren bruchstückhaft und leicht verschwommen, doch das änderte nichts an meiner wachsenden Unruhe.

Sobald die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen, richtete ich mich auf und bemerkte, was für einen Hunger ich hatte. Gestern hatte ich keinen Bissen gegessen und ich wollte meinen Magen nicht so leiden lassen.
Da es noch sehr früh war, schlich ich auf Zehenspitzen, um meinen Gastgeber nicht zu wecken, in die Küche. Es war fast ein Schock. Dreckiges Geschirr und Müll stapelten sich auf der Anrichte. Na gut. Ich hatte eh nichts Besseres zu tun. Ich drehte mich um und da war sie: die Spülmaschine. Ich vergewisserte mich, dass sie funktionstüchtig war, kratzte Essensreste und andere Überbleibsel vom Geschirr und platzierte dieses in der Spülmaschine. Ich schmiss sie an und machte mich daran, den Müll zu entsorgen. Schließlich putzte ich Spülbecken und Anrichte sauber und betrachtete stolz mein Werk.
Da fiel mir mein Hunger wieder ein. Ich griff nach dem Kühlschrank und fand schnell einen mageren Natur-Joghurt. Nicht weiter schwer, wenn es das Einzige ist, was der Kühlschrank zu bieten hat.
Ich öffnete den Becher und schnappte mir einen Löffel, der meines Erachtens nach relativ sauber aussah.
Nach einer Weile hörte ich ein langes Gähnen und ging davon aus, dass mein ordentlicher Gastgeber erwacht war. Ich hörte, wie er an der Küche vorbei schleifte und kurz darauf gehetzt die Küchentür aufriss. Als er mich sah, schien er erleichtert und als er sich in der Küche umsah, ein wenig verärgert und vor allem verwirrt.
"Du hast geputzt ??", es klang schrill und betroffen zugleich. Im selben Moment kam ein PLING, das ankündigte, dass die Spülmaschine mit ihrem Gang fertig war. Er machte ein verschämtes Gesicht.
Also antwortete ich: "Naja, so wie es vorher war, konnte man es ja nicht lassen."
"Ja, du hast recht. Aber, verdammt!! Du bist mein Gast hier und nicht meine Putze!"
"Willst du, dass ich Stundenlohn fordere?"
"Nein, nein! Lass es demnächst vielleicht einfach besser sein."
"Okay", ich griff nach der Spülmaschine, um sie leer zu räumen.
"Stooop!", er eilte auf mich zu. "Was machst du denn da?"
"Irgendeiner muss das ja machen. Geh lieber zuerst mal ins Bad. Du siehst ein wenig unfrisch aus."
Er murrte: "Mhmm, na gut. Aber halt dich von dem Ding da fern!", er zeigte auf die Spülmaschine.
Jaa jaa, der frühe Morgen. Ich lächelte in mich hinein und sobald er die Tür hinter sich schloss, grinste ich einmal böse und räumte die Spülmaschine aus.

Als er zurückkam, war ich immernoch in der Küche. Er sah wieder ordentlich aus und hatte sich auch etwas anderes angezogen. Er sah nicht mehr so verschlafen aus und es schien ihn unheimlich zu amüsieren, ein Mädchen in seiner Küche stehen zu haben. Ich wollte nicht, dass er sich an den Anblick gewöhnte und fragte ihn stattdessen, ob ich auch mal sein Bad benutzen dürfe.
Das schien ihm auf eine unverschämte Weise zu gefallen und er meinte, ich solle mir ruhig Zeit lassen.
Also ging ich auch ganz gemütlich zum Bad, schloss es sorgfältig ab und suchte mir in den Schränken Handtücher und Waschzeug heraus. Ich war perplex, als ich feststellte, dass er Shampoo und dergleichen für Frauen da hatte. Dann fiel mir noch etwas ein und ich schloss die Tür wieder auf um dann zu rufen: "Hey, hast du vielleicht noch was für mich zum Anziehen da?"
Da tauchte auch schon sein Grinsegesicht auf: "Klar!" Er verschwand kurz in seinem Zimmer und ich hörte ihn in Schubladen herumwühlen. Dann kam er wieder und gab mir eine weiße Bluse und eine Röhrenjeans. Woher auch immer er sowas hatte. Lieber nicht drüber nachdenken.
"Sonst noch irgendwelche Wünsche, Prinzessin?"
"Nope, alles super."
Bevor er noch etwas sagen konnte, schloss ich die Tür wieder ab und ließ warmes Wasser in die Badewanne ein. Ich stellte Badetücher und dergleichen daneben und tauchte nun ins Wasser ein. Ich genoss das Glück, mich bald wieder schön sauber fühlen zu können.
Ich schrubbte mir den Dreck von der Haut und ließ mir auch bei dem Rest viel Zeit. Als es nichts mehr sauber zu machen gab, seufzte ich wehmütg, stieg aus, trocknete mich ab und kleidete mich an. Verblüfft stellte ich fest, dass alles perfekt passte. Wie schaffte er das nur immer wieder?
Zum Schluss föhnte ich mir noch die Haare, räumte alles wieder schön auf und schloss die Tür wieder auf.
Als ich ins Wohnzimmer kam, bemerkte ich, dass er etwas aufgeräumt hatte und der Tisch war zum Frühstück gedeckt. In einer Schale lagerten frische Brötchen und er hatte Wurst, Käse und Konfitüre aufgestellt. Dazu jeder ein Tellerchen mit Besteck.
Hinter mir hörte ich seine Stimme: "Trinkst du noch einen Kaffee oder einen Tee?"
"Ähm, ja. Einen Kaffee bitte."
"Kommt sofort, Prinzessin!", er zwinkerte mir zu. Ich konnte nicht anders, ich lächelte zurück.
Während er also in der Küche herumhantierte, setzte ich mich an den Tisch und schaute aus dem Fenster. Die Aussicht war nicht der Grund, warum ich aufmerksam wurde. Auf der anderen Straßenseite saß ein Junge. Ich glaubte, dass er zu den Typen gehörte, die ich neulich verscheucht hatte. Doch ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen, als Cedric mit meinem Kaffee zurück kam: "Soo Prinzessin, Ihr Kaffee!"
Ich starrte ihn an.
"Ist was?"
"Warum nennst du mich andauernd >Prinzessin<?
"Passt doch zu dir oder?"
"Naja, wenn ich Kleider, Schmuck aus Gold tragen und jetzt an einem Tisch in einem Schloss sitzten würde ... dann wäre das durchaus möglich, ja."
Er lachte: "So meinte ich das nicht. Du bist einfach eine dieser klassischen Schönheiten, die man sich in einem Traum als Prinzessin vorstellt."
Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute ihn ungläubig an. Er biss sich auf die Unterlippe und schien seine Worte zu verfluchen. Da musste ich schon wieder lächeln.
Er lächelte verlegen zurück und reichte mir das Zuckerdöschen für den Kaffee.
Ich wollte es mir nicht gestehen, aber es war einfach so. Ich mochte ihn. Auch wenn er sichtlich an mir interessiert war und ich aufpassen musste, dass ich ihm keine Hoffnungen machte.
Ich konnte ihm ansehen, dass er hungrig war und aus Höflichkeit noch wartete. Also schmetterte ich diese schreckliche Wartezeit zunichte und sagte: "Guten Appetit!"
Furchtbar erleichtert atmete er auf und belegte sich reichlich seinen Teller. Ich musste schmunzeln.






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